Candice Fox
Broschiertes Buch
Stunde um Stunde
Thriller Die Suche nach ihrer verschwundenen Tochter wurde auf Eis gelegt - jetzt machen sie der Polizei die Hölle heiß ...
Herausgegeben: Wörtche, Thomas;Übersetzung: O'Brien, Andrea
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Die junge Tilly Delaney ist vor zwei Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Die Polizei von Los Angeles hat ihren Fall inzwischen längst zu den Akten gelegt. Aus Verzweiflung über die Untätigkeit des LAPD dringen Tillys Eltern, in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden ein und stellen ein Ultimatum: Findet endlich unsere Tochter, oder wir werden Stunde um Stunde alle Beweise für andere ungeklärte Fälle vernichten.Detective Charlie Hoskins ist seit fünf Jahren undercover in einer mörderischen Motorradgang. Sollte das Labor brennen, verliert er alles, wofür er gearbeite...
Die junge Tilly Delaney ist vor zwei Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Die Polizei von Los Angeles hat ihren Fall inzwischen längst zu den Akten gelegt. Aus Verzweiflung über die Untätigkeit des LAPD dringen Tillys Eltern, in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden ein und stellen ein Ultimatum: Findet endlich unsere Tochter, oder wir werden Stunde um Stunde alle Beweise für andere ungeklärte Fälle vernichten.
Detective Charlie Hoskins ist seit fünf Jahren undercover in einer mörderischen Motorradgang. Sollte das Labor brennen, verliert er alles, wofür er gearbeitet hat.
Lynette Lamb war Polizeibeamtin - bis sie vor ihrem ersten Einsatz in LA gefeuert wurde. Herauszufinden, was mit Tilly passiert ist, ist ihre einzige Chance, wieder in den Beruf einzusteigen, auf den sie sich ihr ganzes Leben lang vorbereitet hat.
Hoskins und Lamb haben nicht viel Zeit, um diesen cold case zu lösen, denn die Situation droht völlig außer Kontrolle zu geraten ...
Detective Charlie Hoskins ist seit fünf Jahren undercover in einer mörderischen Motorradgang. Sollte das Labor brennen, verliert er alles, wofür er gearbeitet hat.
Lynette Lamb war Polizeibeamtin - bis sie vor ihrem ersten Einsatz in LA gefeuert wurde. Herauszufinden, was mit Tilly passiert ist, ist ihre einzige Chance, wieder in den Beruf einzusteigen, auf den sie sich ihr ganzes Leben lang vorbereitet hat.
Hoskins und Lamb haben nicht viel Zeit, um diesen cold case zu lösen, denn die Situation droht völlig außer Kontrolle zu geraten ...
Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet. Thomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der 'global crime'-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 - 2007), der Reihe 'Penser Pulp' bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG. Andrea O’Brien, geboren 1967 in Wilhelmshaven, übersetzt zeitgenössische britische, irische, australische und amerikanische Literatur. Ihre Übersetzungen wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern (2016) und mit dem Literaturstipendium der Stadt München (2019). O’Brien lebt und arbeitet in München.

Produktdetails
- Verlag: Suhrkamp
- Originaltitel: Fire with Fire
- Artikelnr. des Verlages: ST 5358
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 473
- Erscheinungstermin: 19. November 2023
- Deutsch
- Abmessung: 210mm x 130mm x 41mm
- Gewicht: 544g
- ISBN-13: 9783518473580
- ISBN-10: 3518473581
- Artikelnr.: 67700871
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Maximal kriminal
Trotz der kriegerischen Gegenwart hält der Boom der Krimiliteratur an, als wäre die Flucht ins fiktive Verbrechen die einzig verbleibende Form des Eskapismus. Zum Jahresausklang hier ein paar Hinweise auf lohnende Lektüren.
Die Suche nach der verlorenen Familie
Zwei Brände, zwei Brüder, drei Tote, eine Nacht. Es ist bitterkalt im Landstrich zwischen Dove-Elbe, Gose-Elbe und Hohendeicher See. In Kirchwerder geht wie zum Kontrast der Schwarzackerhof in Flammen auf. Doch die Toten, die gefunden werden, starben nicht am Rauch. Ging es um Grund und Boden, um eine entlaufene Ehefrau, einen Zwist zwischen Verwandten? Es ermittelt Bette Hansen aus dem vorzeitigen Ruhestand heraus. Sie ist
Trotz der kriegerischen Gegenwart hält der Boom der Krimiliteratur an, als wäre die Flucht ins fiktive Verbrechen die einzig verbleibende Form des Eskapismus. Zum Jahresausklang hier ein paar Hinweise auf lohnende Lektüren.
Die Suche nach der verlorenen Familie
Zwei Brände, zwei Brüder, drei Tote, eine Nacht. Es ist bitterkalt im Landstrich zwischen Dove-Elbe, Gose-Elbe und Hohendeicher See. In Kirchwerder geht wie zum Kontrast der Schwarzackerhof in Flammen auf. Doch die Toten, die gefunden werden, starben nicht am Rauch. Ging es um Grund und Boden, um eine entlaufene Ehefrau, einen Zwist zwischen Verwandten? Es ermittelt Bette Hansen aus dem vorzeitigen Ruhestand heraus. Sie ist
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narkoleptisch und kataplexisch, fällt also plötzlich in Schlaf oder verliert jede Muskelkraft. Dieser Symptome wegen aus dem Polizeidienst ausgeschieden, wird sie als Orts- und Familienkundige dennoch hinzugezogen.
Nora Luttmer schreibt sehr eindringlich. Die ungemütliche Stimmung der mondlosen Nächte im Marschland teilt sich mit. Die Topographie ebenfalls, man könnte von der Landschaft anhand ihrer Beschreibungen eine genaue Karte zeichnen. Hier leben einsame Menschen, die von Albträumen verfolgt werden, eine Wut in sich haben, einen Trotz. Verwundete Vergangenheiten, das Gefühl, ein Leben lang belogen worden zu sein, eine existenzielle Unzufriedenheit, ein Protest gegen das Dasein, in das man sich hineingestoßen fühlt. Viel Schweigen über all diese Verletzungen, wir sind im Norden.
Der Täter wird ein wenig abrupt überführt, auf sein Motiv werden wir kaum vorbereitet. Oder haben wir es nur nicht gemerkt, weil die Autorin jedes der 67 kurzen Kapitel abwechselnd aus der Sicht vier anderer Figuren (zweier Kommissarinnen, der Tochter eines Opfers, eines streunenden Jungen) schreibt? Diese Technik, von der Luttmer auch schon in den ersten Bänden ihrer Bette-Hansen-Serie Gebrauch gemacht hat, hält die Leser in einer ständig kreisenden Bewegung, ohne dass das Mosaik der Erlebnisse sich zum Täterbild fügt. Erst ganz am Schluss ist bis auf einen niemand mehr übrig geblieben, der es gewesen sein konnte. Es war der einzige, der in die Zukunft schaute. So traurig kann das Landleben sein. kau
Nora Luttmer:
"Schwarzacker".
Kriminalroman.
Rowohlt Taschenbuch
Verlag, Hamburg 2023.
400 S., br.,
14,- Euro.
Japans Sherlock und die Tote im Pflaumenbaum
Als Kosuke Kindaichi auf der Insel Gokumon eintrifft, ahnt er bereits, dass sein Auftrag hier kompliziert werden könnte. Er hatte einem im Sterben liegenden Kriegskameraden versprochen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Während der Freund sein Leben aushauchte, forderte er Kindaichi auf, seinen Tod der Familie auf der Heimatinsel mitzuteilen - und dafür zu sorgen, dass seine drei Schwestern am Leben bleiben. Was der Sterbende dem Tokioter Privatdetektiv nicht mehr zuflüstern konnte, war der Grund, warum er um das Leben der Schwestern fürchtete.
Den zweiten Teil der Botschaft behält Kindaichi vorerst für sich, berichtet der Familie also nur vom Tod des Sohns. Seine Ermittlungen führt er im Geheimen, verrät auch dem ortsansässigen Polizisten nicht, wer er ist, was diesen auf falsche Fährten lockt. Währenddessen werden aus den Befürchtungen des Sterbenden Tatsachen, denn schon bald hängt eine der drei Schwestern kopfüber in einem Pflaumenbaum, erwürgt mit dem eigenen Obi-Gürtel.
Kindaichis Erfinder Seishi Yokomizo, der mit dem Wegfall der strengen Zensurvorschriften nach dem Zweiten Weltkrieg die Zeit für seine Kriminalromane gekommen sah, legte den Detektiv als japanischen Sherlock Holmes an. Seine Gesprächspartner unterschätzen ihn, wenn er sich aufgeregt grübelnd am Kopf kratzt und seine Aufmerksamkeit scheinbar willkürlichen Details widmet. Dieselben Leute sind dann aber verwundert, wenn er ihnen erklären kann, wie man ein sehr schweres Mordwerkzeug mit einfachen Hebelgesetzen bewegen konnte. Darüber hinaus entdeckt man auch in "Mord auf der Insel Gokumon", wie belesen der Autor in westlicher Literatur war, wenn er etwa eine Ansicht der Inlandsee mit einer Mittelmeer-Schilderung von Hans Christian Andersen vergleicht, und bekommt Lust, im Gegenzug die Haikus zu lesen, die für Kindaichi eine zentrale Rolle spielen. marw.
Seishi Yokomizo:
"Mord auf der Insel
Gokumon". Kriminalroman.
Aus dem Japanischen
von Ursula Gräfe.
Blumenbar Verlag,
Berlin 2023.
336 S., geb.,
22,- Euro.
Los Angeles oder Was nach Drehschluss beginnt
Wenn André Breton recht hat und das Surreale das Bewusste und das Unbewusste umfasst, den Traum und die sogenannte Wirklichkeit, einen Raum also, in dem die Unterscheidung zwischen dem Erfundenen und dem Faktischen hinfällig geworden ist: Dann ist die Geschichte der Stadt Los Angeles eine surrealistische Geschichte, was nicht erst mit der Erfindung Hollywoods und der seriellen Produktion von Träumen angefangen hat. Sondern schon ein paar Jahre früher, als Immobilienspekulanten den Leuten im Osten erzählten, dass in Südkalifornien das Paradies liege, wo doch in Wirklichkeit vor allem Macchia war. Und insofern ist der Autor Christof Weigold, der seinen Detektiv Hardy Engel durchs Los Angeles der Zwanzigerjahre schickt, nicht nur ein Kriminalschriftsteller. Sondern ein Historiker der Projektionen, ein Detektiv in jenem Spezialgebiet der Filmgeschichte, welches davon handelt, dass nach Drehschluss, in den Villen der Produzenten und den Schlafzimmern der Stars sich womöglich noch dunklere Geschichten als auf der Leinwand abspielen. Und ein Surrealist ist er dann auch.
"Der böse Vater" ist der vierte Roman dieser Serie und womöglich ist er der beste, der komplexeste - auch wenn man, zwei, drei Monate nach der Lektüre, den Plot kaum noch nacherzählen kann. Darum geht es naturgemäß auch nicht; es geht um den realen Tod des realen Stummfilmpioniers Thomas Ince, der an Bord der Yacht des realen Zeitungsverlegers William Randolph Hearst einen Unfall hat und bald darauf stirbt, was die Frage aufwirft, ob er ermordet wurde.
Vor allem aber geht es darum, wie einer in dieser Welt des großen Gelds, der großen Träume und der großen Lügen, es schafft, sich auf ein paar Dinge doch einen klaren Blick zu verschaffen: auf Freundschaft, Loyalität, Liebe womöglich. Und es geht um die Freude Weigolds, des gelernten Drehbuchautors, daran, dass man gigantische Szenen und rauschhafte Feste erfinden kann, ohne beim Schreiben aufs Budget zu achten. cls
Christof Weigold:
"Der böse Vater".
Hollywood 1929:
Ein Fall für Hardy Engel.
Kampa Verlag,
Zürich 2023.
624 S., geb.,
28,- Euro.
Große Buchstaben für eine kleiner werdende Welt
Dolly spielt selbstversunken mit ihren Plüschtigern, als ihr Vater sie unangekündigt ins Auto setzt. Einen Überraschungsausflug zum besten Ort der Welt, verspricht er ihr. Klingt erstmal super: Ein paar Tage keine Schule, dafür Fast Food, neue Klamotten, Motels und Zelten in abgelegenen Nationalparks. Aber nicht nur die Schweißtropfen auf seiner Stirn deuten an, dass dieser Ausflug alles andere als unschuldig ist. Schnell entpuppt sich Michelle Sacks' "Was verloren ist" als Feldstudie in kindlicher Traumaverarbeitung, bei der die Autorin sich ähnlich wie in Emma Donoghues Bestseller "Raum" ganz auf die Perspektive ihrer siebenjährigen Protagonistin festlegt.
Dolly ist weit für ihr Alter, aber eben noch in dieser Phase, in der die Eltern das ganze Universum bedeuten und ihr Scheitern dessen Grundfesten ins Wanken bringt. Der Erzählfluss von "Was verloren ist" wird geprägt von jähen Gedankensprüngen, von wild im Text eingestreuten Wörtern in Großbuchstaben, die nur auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, jedoch in Wahrheit die Denkmuster eines Kindes vermitteln, das sehr genau die Verhaltens- und Sprechweisen Erwachsener wahrnimmt und imitiert, ohne sie wirklich zu verstehen. Dolly hat ihr Plastikpferd Clemesta dabei, eine vertraute Spielgefährtin, aber mit fortschreitender Handlung auch mehr und mehr externalisiertes Gewissen, Trägerin verdrängter Erinnerungen. Diese geradezu magische Weltwahrnehmung bildet einen markanten Kontrapunkt zum sozialen Realismus, der in Sacks' Beschreibungen der ländlich geprägten US-Bundesstaaten durchschimmert. Auf ihrer Route gen Süden treffen Dolly und ihr Vater auf tief sitzende Perspektivlosigkeit, auf Armut, Verwahrlosung und daraus resultierendes Misstrauen. "Was verloren ist" wird hier zum düsteren Gesellschaftspanorama, in dem Dollys sich nach und nach enthüllende Familiengeschichte nicht mehr wie eine Ausnahme anmutet, sondern nur noch wie eine dramatische Zuspitzung der Verhältnisse. kd
Michelle Sacks:
"Was verloren ist".
Roman.
Aus dem Englischen
von Judith Schwaab.
btb Verlag, München 2023.
304 S., br.,
13,- Euro.
Der Traum macht das Leben lebenswert
Charles Willeford, geboren 1919, gehört zu den interessantesten und zugleich unterschätztesten Krimiautoren überhaupt. 1953 hat er seinen ersten Roman vorgelegt. Einem breiteren Publikum wurde er aber erst 1984 bekannt, als er mit "Miami Blues" Teil eins seiner Reihe um den Ermittler Hoke Moseley veröffentlichte. Vier Jahre später starb Willeford, der während des Zweiten Weltkriegs übrigens Panzerkommandant in Europa gewesen ist - und für seinen Einsatz mehrfach ausgezeichnet wurde: Silver Star, Bronze Star, Purple Heart. Nachdem er mit der Armee fertig war, jobbte er als Boxer, Radioansager, Pferdetrainer und Schauspieler. Studiert hat er auch. Englische Literatur, Bachelor und Master.
Im Jahr 1960 publizierte er seinen erzählerisch bemerkenswert postmodernen und 1999 verfilmten Roman "The Woman Chaser". Deutsch: "Filmriss". Charismatisches Kraftzentrum des Buchs ist der Gebrauchtwagenhändler Richard Hudson. Gerissen, nicht dumm, solide belesen, gelangweilt, skrupellos und unzufrieden mit dem "American Way of Life". Statt immer mehr Geld zu verdienen, will er den sprichwörtlichen diem carpen und einen Film drehen. Ohne Kompromisse, alles nach seinen Regeln. Die erste Hälfte soll langsam erzählt werden, die zweite schnell: Ein Trucker fährt von A nach B. Raststätten, Flirts mit den Kellnerinnen. Dann der Unfall. Ein kleines Mädchen. Beim Blumenpflücken. Mit einem Hundebaby. Fahrerflucht, Verfolgungsjagd, dramatisches Ende.
Der Film wird gedreht, aber die Produktionsfirma pfuscht dem Künstler in die Arbeit. "Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben", sinniert er, "die Realität stinkt. Der Traum ist besser; er macht das Leben lebenswert." Die Lösung bei so viel Gedankenbürokratie? Gewalt. Die aber ist - abgesehen von eruptiven, kaum vorbereiteten Spitzen - seltsam dosiert. Immer wieder nimmt Willeford unerwartete Umwege in diesem Roman. Und doch hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, was er tut. span
Charles Willeford:
"Filmriss".
Aus dem amerikanischen Englischen von Sepp Leeb.
Pulp Master Verlag,
Berlin 2023.
224 S., br.,
15,- Euro.
Die Kunst des ersten Schusses, der sitzen muss
Ein One-Shot ist eine Chance, die nie wiederkommt. Der Ausdruck bezeichnet eine forensische Probe, die bei der Extraktion von DNA zerstört wird - und mit ihr die Hoffnung, einen Kriminalfall aufzuklären. Ein Spezialkommando des LAPD befindet sich in einer ähnlichen Situation: Um drei Geiseln zu befreien, die im Institut für forensische Forschung festgehalten werden, muss der erste Zugriff sitzen, wenn alle am Leben bleiben sollen.
Je länger man warten muss, desto mehr One-Shots aus den Laborkühlschränken werden die Geiselnehmer vernichten. Das ist die Grundkonstellation im neuen Roman der Australierin Candice Fox, der erneut in Los Angeles spielt. Ein perfektes Setting für eine dramatische Erzählung, in der allen Handelnden von Beginn an die Zeit wegläuft. Die Geiselnehmer sind ein verzweifeltes Ehepaar, dessen Tochter vor zwei Jahren verschwunden ist. Sie wollen die ihrer Meinung nach untätige Polizei zwingen, das Schicksal der Tochter innerhalb von vierundzwanzig Stunden aufzuklären - andernfalls in allen One-Shot-Fällen die einzige Spur verloren geht.
In der krassen Unverhältnismäßigkeit der Bedingung sehen die Eltern ihre letzte Chance. Die Einsatzleiterin will sich nicht erpressen lassen. Ein klassisches odd couple zieht daher auf eigene Faust und mit starker Motivation los: der toughe Polizist Charlie, der nach fünf Jahren undercover in einer schwerkriminellen Bikergang aufgeflogen ist. Drei One-Shots, die er gesammelt hat, liegen im Labor. Und die junge Polizistin Lynette Lamb. Sie wird an ihrem allerersten Diensttag entlassen, weil sie unwissentlich dazu beigetragen hat, dass Charlie enttarnt wurde.
Natürlich ist das kein realistisches Szenario. Es ist eine präzise fiktionale Konstruktion, bei der alle Teile bruchlos ineinandergreifen. Eine effiziente Erzählweise, deren Erfolg sich nicht an Wahrscheinlichkeiten bemisst, sondern daran, ob sie funktioniert und einen Sog erzeugt. Das tut sie. Insofern ist auch der Roman eine Art One-Shot. pek
Candice Fox:
"Stunde um Stunde".
Thriller.
Aus dem Englischen
von Andrea O'Brien.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2023.
475 S., br.,
18,- Euro.
Gefühle - und wie man sie im Griff behält
Kurzgeschichten und Novellen sind selten geworden, "gehen" offensichtlich nicht mehr. Also verschwinden diese Genres aus dem Angebot der immer stärker nur kommerzorientierten Buchindustrie. Da ist der Wettbewerb so gnadenlos, wie es viele fiktive Verbrecher sind. Mit hundert kleinformatigen Druckseiten ist Graham Nortons 2022 im Original erschienene Erzählung "Der Schwimmer" also eine Ausnahme. Man gönnt sie einem Autor, der sich mit drei Romanen - "Ein irischer Dorfpolizist" (2017), "Eine irische Familiengeschichte" (2019), "Heimweh" (2021) - auch auf dem deutschen Buchmarkt eine Fangemeinde erobert hat. Berühmt geworden ist Norton, 1963 nahe Dublin geboren, als Schauspieler und Fernsehmoderator.
Mit "Der Schwimmer" greift er tief in die Requisitenkiste traditioneller Erzählweise, verwebt seine Figuren mit einer Beiläufigkeit, die gefangen nimmt. Die Junggesellin Helen Beamish verbringt den Ruhestand nach neununddreißig Arbeitsjahren als Grundschullehrerin in einem Bauernhaus in West Cork. Blick auf die See, dazu "einen Gin mit Bitter Lemon und eine kleine Schüssel mit Nüssen. Perfekt." Gewisse Gefühle gestattet sie sich für den jungen Wirt des örtlichen Pubs. Gefühle hegt sie auch für ihre Schwester, die sich bei ihr eingenistet hat, aber ganz andere: "Nach drei Jahren fiel Helen nicht eine einzige Eigenschaft an Margaret ein, die sie nicht aufregte." Gleich zu Beginn taucht ein Mann mit fuchsrotem Bart und einer Plastiktüte von Lidl auf. Man grüßt sich, wechselt ein paar unverbindliche Worte, dann sieht Helen dem Fremden zu, wie er seine Sachen am Strand ablegt und ins kalte Wasser steigt. Sie beobachtet den Mann mit einem "Anflug von Neid": "Er sah so frei aus." Dann döst sie ein. Als sie aufwacht, ist vom Schwimmer nichts zu sehen. Nur seine Sachen liegen noch am Strand. Helen alarmiert die Polizei, weil sie nicht an einen Unfall glaubt. Graham Norton entwickelt den Fall mit ruhiger Hand bis zum klassischen Finale inklusive Happy-End-Seufzer. hhm
Graham Norton:
"Der Schwimmer".
Aus dem Englischen
von Silke Jellinghaus.
Kindler Verlag,
Hamburg 2023.
112 S., geb.,
16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nora Luttmer schreibt sehr eindringlich. Die ungemütliche Stimmung der mondlosen Nächte im Marschland teilt sich mit. Die Topographie ebenfalls, man könnte von der Landschaft anhand ihrer Beschreibungen eine genaue Karte zeichnen. Hier leben einsame Menschen, die von Albträumen verfolgt werden, eine Wut in sich haben, einen Trotz. Verwundete Vergangenheiten, das Gefühl, ein Leben lang belogen worden zu sein, eine existenzielle Unzufriedenheit, ein Protest gegen das Dasein, in das man sich hineingestoßen fühlt. Viel Schweigen über all diese Verletzungen, wir sind im Norden.
Der Täter wird ein wenig abrupt überführt, auf sein Motiv werden wir kaum vorbereitet. Oder haben wir es nur nicht gemerkt, weil die Autorin jedes der 67 kurzen Kapitel abwechselnd aus der Sicht vier anderer Figuren (zweier Kommissarinnen, der Tochter eines Opfers, eines streunenden Jungen) schreibt? Diese Technik, von der Luttmer auch schon in den ersten Bänden ihrer Bette-Hansen-Serie Gebrauch gemacht hat, hält die Leser in einer ständig kreisenden Bewegung, ohne dass das Mosaik der Erlebnisse sich zum Täterbild fügt. Erst ganz am Schluss ist bis auf einen niemand mehr übrig geblieben, der es gewesen sein konnte. Es war der einzige, der in die Zukunft schaute. So traurig kann das Landleben sein. kau
Nora Luttmer:
"Schwarzacker".
Kriminalroman.
Rowohlt Taschenbuch
Verlag, Hamburg 2023.
400 S., br.,
14,- Euro.
Japans Sherlock und die Tote im Pflaumenbaum
Als Kosuke Kindaichi auf der Insel Gokumon eintrifft, ahnt er bereits, dass sein Auftrag hier kompliziert werden könnte. Er hatte einem im Sterben liegenden Kriegskameraden versprochen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Während der Freund sein Leben aushauchte, forderte er Kindaichi auf, seinen Tod der Familie auf der Heimatinsel mitzuteilen - und dafür zu sorgen, dass seine drei Schwestern am Leben bleiben. Was der Sterbende dem Tokioter Privatdetektiv nicht mehr zuflüstern konnte, war der Grund, warum er um das Leben der Schwestern fürchtete.
Den zweiten Teil der Botschaft behält Kindaichi vorerst für sich, berichtet der Familie also nur vom Tod des Sohns. Seine Ermittlungen führt er im Geheimen, verrät auch dem ortsansässigen Polizisten nicht, wer er ist, was diesen auf falsche Fährten lockt. Währenddessen werden aus den Befürchtungen des Sterbenden Tatsachen, denn schon bald hängt eine der drei Schwestern kopfüber in einem Pflaumenbaum, erwürgt mit dem eigenen Obi-Gürtel.
Kindaichis Erfinder Seishi Yokomizo, der mit dem Wegfall der strengen Zensurvorschriften nach dem Zweiten Weltkrieg die Zeit für seine Kriminalromane gekommen sah, legte den Detektiv als japanischen Sherlock Holmes an. Seine Gesprächspartner unterschätzen ihn, wenn er sich aufgeregt grübelnd am Kopf kratzt und seine Aufmerksamkeit scheinbar willkürlichen Details widmet. Dieselben Leute sind dann aber verwundert, wenn er ihnen erklären kann, wie man ein sehr schweres Mordwerkzeug mit einfachen Hebelgesetzen bewegen konnte. Darüber hinaus entdeckt man auch in "Mord auf der Insel Gokumon", wie belesen der Autor in westlicher Literatur war, wenn er etwa eine Ansicht der Inlandsee mit einer Mittelmeer-Schilderung von Hans Christian Andersen vergleicht, und bekommt Lust, im Gegenzug die Haikus zu lesen, die für Kindaichi eine zentrale Rolle spielen. marw.
Seishi Yokomizo:
"Mord auf der Insel
Gokumon". Kriminalroman.
Aus dem Japanischen
von Ursula Gräfe.
Blumenbar Verlag,
Berlin 2023.
336 S., geb.,
22,- Euro.
Los Angeles oder Was nach Drehschluss beginnt
Wenn André Breton recht hat und das Surreale das Bewusste und das Unbewusste umfasst, den Traum und die sogenannte Wirklichkeit, einen Raum also, in dem die Unterscheidung zwischen dem Erfundenen und dem Faktischen hinfällig geworden ist: Dann ist die Geschichte der Stadt Los Angeles eine surrealistische Geschichte, was nicht erst mit der Erfindung Hollywoods und der seriellen Produktion von Träumen angefangen hat. Sondern schon ein paar Jahre früher, als Immobilienspekulanten den Leuten im Osten erzählten, dass in Südkalifornien das Paradies liege, wo doch in Wirklichkeit vor allem Macchia war. Und insofern ist der Autor Christof Weigold, der seinen Detektiv Hardy Engel durchs Los Angeles der Zwanzigerjahre schickt, nicht nur ein Kriminalschriftsteller. Sondern ein Historiker der Projektionen, ein Detektiv in jenem Spezialgebiet der Filmgeschichte, welches davon handelt, dass nach Drehschluss, in den Villen der Produzenten und den Schlafzimmern der Stars sich womöglich noch dunklere Geschichten als auf der Leinwand abspielen. Und ein Surrealist ist er dann auch.
"Der böse Vater" ist der vierte Roman dieser Serie und womöglich ist er der beste, der komplexeste - auch wenn man, zwei, drei Monate nach der Lektüre, den Plot kaum noch nacherzählen kann. Darum geht es naturgemäß auch nicht; es geht um den realen Tod des realen Stummfilmpioniers Thomas Ince, der an Bord der Yacht des realen Zeitungsverlegers William Randolph Hearst einen Unfall hat und bald darauf stirbt, was die Frage aufwirft, ob er ermordet wurde.
Vor allem aber geht es darum, wie einer in dieser Welt des großen Gelds, der großen Träume und der großen Lügen, es schafft, sich auf ein paar Dinge doch einen klaren Blick zu verschaffen: auf Freundschaft, Loyalität, Liebe womöglich. Und es geht um die Freude Weigolds, des gelernten Drehbuchautors, daran, dass man gigantische Szenen und rauschhafte Feste erfinden kann, ohne beim Schreiben aufs Budget zu achten. cls
Christof Weigold:
"Der böse Vater".
Hollywood 1929:
Ein Fall für Hardy Engel.
Kampa Verlag,
Zürich 2023.
624 S., geb.,
28,- Euro.
Große Buchstaben für eine kleiner werdende Welt
Dolly spielt selbstversunken mit ihren Plüschtigern, als ihr Vater sie unangekündigt ins Auto setzt. Einen Überraschungsausflug zum besten Ort der Welt, verspricht er ihr. Klingt erstmal super: Ein paar Tage keine Schule, dafür Fast Food, neue Klamotten, Motels und Zelten in abgelegenen Nationalparks. Aber nicht nur die Schweißtropfen auf seiner Stirn deuten an, dass dieser Ausflug alles andere als unschuldig ist. Schnell entpuppt sich Michelle Sacks' "Was verloren ist" als Feldstudie in kindlicher Traumaverarbeitung, bei der die Autorin sich ähnlich wie in Emma Donoghues Bestseller "Raum" ganz auf die Perspektive ihrer siebenjährigen Protagonistin festlegt.
Dolly ist weit für ihr Alter, aber eben noch in dieser Phase, in der die Eltern das ganze Universum bedeuten und ihr Scheitern dessen Grundfesten ins Wanken bringt. Der Erzählfluss von "Was verloren ist" wird geprägt von jähen Gedankensprüngen, von wild im Text eingestreuten Wörtern in Großbuchstaben, die nur auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, jedoch in Wahrheit die Denkmuster eines Kindes vermitteln, das sehr genau die Verhaltens- und Sprechweisen Erwachsener wahrnimmt und imitiert, ohne sie wirklich zu verstehen. Dolly hat ihr Plastikpferd Clemesta dabei, eine vertraute Spielgefährtin, aber mit fortschreitender Handlung auch mehr und mehr externalisiertes Gewissen, Trägerin verdrängter Erinnerungen. Diese geradezu magische Weltwahrnehmung bildet einen markanten Kontrapunkt zum sozialen Realismus, der in Sacks' Beschreibungen der ländlich geprägten US-Bundesstaaten durchschimmert. Auf ihrer Route gen Süden treffen Dolly und ihr Vater auf tief sitzende Perspektivlosigkeit, auf Armut, Verwahrlosung und daraus resultierendes Misstrauen. "Was verloren ist" wird hier zum düsteren Gesellschaftspanorama, in dem Dollys sich nach und nach enthüllende Familiengeschichte nicht mehr wie eine Ausnahme anmutet, sondern nur noch wie eine dramatische Zuspitzung der Verhältnisse. kd
Michelle Sacks:
"Was verloren ist".
Roman.
Aus dem Englischen
von Judith Schwaab.
btb Verlag, München 2023.
304 S., br.,
13,- Euro.
Der Traum macht das Leben lebenswert
Charles Willeford, geboren 1919, gehört zu den interessantesten und zugleich unterschätztesten Krimiautoren überhaupt. 1953 hat er seinen ersten Roman vorgelegt. Einem breiteren Publikum wurde er aber erst 1984 bekannt, als er mit "Miami Blues" Teil eins seiner Reihe um den Ermittler Hoke Moseley veröffentlichte. Vier Jahre später starb Willeford, der während des Zweiten Weltkriegs übrigens Panzerkommandant in Europa gewesen ist - und für seinen Einsatz mehrfach ausgezeichnet wurde: Silver Star, Bronze Star, Purple Heart. Nachdem er mit der Armee fertig war, jobbte er als Boxer, Radioansager, Pferdetrainer und Schauspieler. Studiert hat er auch. Englische Literatur, Bachelor und Master.
Im Jahr 1960 publizierte er seinen erzählerisch bemerkenswert postmodernen und 1999 verfilmten Roman "The Woman Chaser". Deutsch: "Filmriss". Charismatisches Kraftzentrum des Buchs ist der Gebrauchtwagenhändler Richard Hudson. Gerissen, nicht dumm, solide belesen, gelangweilt, skrupellos und unzufrieden mit dem "American Way of Life". Statt immer mehr Geld zu verdienen, will er den sprichwörtlichen diem carpen und einen Film drehen. Ohne Kompromisse, alles nach seinen Regeln. Die erste Hälfte soll langsam erzählt werden, die zweite schnell: Ein Trucker fährt von A nach B. Raststätten, Flirts mit den Kellnerinnen. Dann der Unfall. Ein kleines Mädchen. Beim Blumenpflücken. Mit einem Hundebaby. Fahrerflucht, Verfolgungsjagd, dramatisches Ende.
Der Film wird gedreht, aber die Produktionsfirma pfuscht dem Künstler in die Arbeit. "Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben", sinniert er, "die Realität stinkt. Der Traum ist besser; er macht das Leben lebenswert." Die Lösung bei so viel Gedankenbürokratie? Gewalt. Die aber ist - abgesehen von eruptiven, kaum vorbereiteten Spitzen - seltsam dosiert. Immer wieder nimmt Willeford unerwartete Umwege in diesem Roman. Und doch hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, was er tut. span
Charles Willeford:
"Filmriss".
Aus dem amerikanischen Englischen von Sepp Leeb.
Pulp Master Verlag,
Berlin 2023.
224 S., br.,
15,- Euro.
Die Kunst des ersten Schusses, der sitzen muss
Ein One-Shot ist eine Chance, die nie wiederkommt. Der Ausdruck bezeichnet eine forensische Probe, die bei der Extraktion von DNA zerstört wird - und mit ihr die Hoffnung, einen Kriminalfall aufzuklären. Ein Spezialkommando des LAPD befindet sich in einer ähnlichen Situation: Um drei Geiseln zu befreien, die im Institut für forensische Forschung festgehalten werden, muss der erste Zugriff sitzen, wenn alle am Leben bleiben sollen.
Je länger man warten muss, desto mehr One-Shots aus den Laborkühlschränken werden die Geiselnehmer vernichten. Das ist die Grundkonstellation im neuen Roman der Australierin Candice Fox, der erneut in Los Angeles spielt. Ein perfektes Setting für eine dramatische Erzählung, in der allen Handelnden von Beginn an die Zeit wegläuft. Die Geiselnehmer sind ein verzweifeltes Ehepaar, dessen Tochter vor zwei Jahren verschwunden ist. Sie wollen die ihrer Meinung nach untätige Polizei zwingen, das Schicksal der Tochter innerhalb von vierundzwanzig Stunden aufzuklären - andernfalls in allen One-Shot-Fällen die einzige Spur verloren geht.
In der krassen Unverhältnismäßigkeit der Bedingung sehen die Eltern ihre letzte Chance. Die Einsatzleiterin will sich nicht erpressen lassen. Ein klassisches odd couple zieht daher auf eigene Faust und mit starker Motivation los: der toughe Polizist Charlie, der nach fünf Jahren undercover in einer schwerkriminellen Bikergang aufgeflogen ist. Drei One-Shots, die er gesammelt hat, liegen im Labor. Und die junge Polizistin Lynette Lamb. Sie wird an ihrem allerersten Diensttag entlassen, weil sie unwissentlich dazu beigetragen hat, dass Charlie enttarnt wurde.
Natürlich ist das kein realistisches Szenario. Es ist eine präzise fiktionale Konstruktion, bei der alle Teile bruchlos ineinandergreifen. Eine effiziente Erzählweise, deren Erfolg sich nicht an Wahrscheinlichkeiten bemisst, sondern daran, ob sie funktioniert und einen Sog erzeugt. Das tut sie. Insofern ist auch der Roman eine Art One-Shot. pek
Candice Fox:
"Stunde um Stunde".
Thriller.
Aus dem Englischen
von Andrea O'Brien.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2023.
475 S., br.,
18,- Euro.
Gefühle - und wie man sie im Griff behält
Kurzgeschichten und Novellen sind selten geworden, "gehen" offensichtlich nicht mehr. Also verschwinden diese Genres aus dem Angebot der immer stärker nur kommerzorientierten Buchindustrie. Da ist der Wettbewerb so gnadenlos, wie es viele fiktive Verbrecher sind. Mit hundert kleinformatigen Druckseiten ist Graham Nortons 2022 im Original erschienene Erzählung "Der Schwimmer" also eine Ausnahme. Man gönnt sie einem Autor, der sich mit drei Romanen - "Ein irischer Dorfpolizist" (2017), "Eine irische Familiengeschichte" (2019), "Heimweh" (2021) - auch auf dem deutschen Buchmarkt eine Fangemeinde erobert hat. Berühmt geworden ist Norton, 1963 nahe Dublin geboren, als Schauspieler und Fernsehmoderator.
Mit "Der Schwimmer" greift er tief in die Requisitenkiste traditioneller Erzählweise, verwebt seine Figuren mit einer Beiläufigkeit, die gefangen nimmt. Die Junggesellin Helen Beamish verbringt den Ruhestand nach neununddreißig Arbeitsjahren als Grundschullehrerin in einem Bauernhaus in West Cork. Blick auf die See, dazu "einen Gin mit Bitter Lemon und eine kleine Schüssel mit Nüssen. Perfekt." Gewisse Gefühle gestattet sie sich für den jungen Wirt des örtlichen Pubs. Gefühle hegt sie auch für ihre Schwester, die sich bei ihr eingenistet hat, aber ganz andere: "Nach drei Jahren fiel Helen nicht eine einzige Eigenschaft an Margaret ein, die sie nicht aufregte." Gleich zu Beginn taucht ein Mann mit fuchsrotem Bart und einer Plastiktüte von Lidl auf. Man grüßt sich, wechselt ein paar unverbindliche Worte, dann sieht Helen dem Fremden zu, wie er seine Sachen am Strand ablegt und ins kalte Wasser steigt. Sie beobachtet den Mann mit einem "Anflug von Neid": "Er sah so frei aus." Dann döst sie ein. Als sie aufwacht, ist vom Schwimmer nichts zu sehen. Nur seine Sachen liegen noch am Strand. Helen alarmiert die Polizei, weil sie nicht an einen Unfall glaubt. Graham Norton entwickelt den Fall mit ruhiger Hand bis zum klassischen Finale inklusive Happy-End-Seufzer. hhm
Graham Norton:
"Der Schwimmer".
Aus dem Englischen
von Silke Jellinghaus.
Kindler Verlag,
Hamburg 2023.
112 S., geb.,
16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sonja Hartl freut sich über einen cleveren Reihenauftakt der Krimi-Altmeisterin Candice Fox. Schon die Prämisse überzeugt sie als innovative Idee: Die Eltern von Tillie Delaney wollen herausfinden, warum ihre Tochter verschwunden ist, die Polizei setzt sich nicht ein, so drohen sie, jede Stunde ein Beweismittel in einem ungeklärten Fall zu vernichten, bis sich etwas bewegt. Auch die Ermittler Charlie Hoskins und Lynette Lamb haben schwierige Phasen hinter sich, Anschläge und Entlassungen gehören dazu, dennoch sind beide ganz eigenständige Figuren, versichert Hartl, ohne dass "übertrieben psychologisiert" wird. Ein echter Pageturner, bekräftigt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Stunde um Stunde [ist] ein rasanter und tadellos gebauter Thriller ...« Sylvia Staude Frankfurter Rundschau 20240130
Ein Cold Case droht zu eskalieren
„Stunde um Stunde“ ist ein spannender und wendungsreicher Thriller der australischen Autorin Candice Fox.
Siebenhundertdreißig Tage nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Tochter Tilly wollen die Eltern Ryan und Elsie Delaney nicht mehr …
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Ein Cold Case droht zu eskalieren
„Stunde um Stunde“ ist ein spannender und wendungsreicher Thriller der australischen Autorin Candice Fox.
Siebenhundertdreißig Tage nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Tochter Tilly wollen die Eltern Ryan und Elsie Delaney nicht mehr untätig warten, da die Polizei den Fall längst aufgegeben hat. Sie dringen in das Labor 21 im Hertzberg-Davis Institut für Forensische Forschung ein und drohen eine Menge Schaden anzurichten, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Sie wollen, dass ihnen Tilly innerhalb der nächsten 24 Stunden zurückgebracht wird, ansonsten werden sie damit beginnen wichtige Unterlagen zu vernichten.
Detective Charlie Hoskins und die Ex-Polizeibeamtin Lynette Lamb sind aus vollkommen unterschiedlichen Gründen daran interessiert, die Situation unter Kontrolle zu bringen, aber ihnen bleiben nur 24 Stunden….
Es sind 36 kurze Kapitel in denen die Spannung nicht für einen Moment nachlässt. Diese entsteht sogar schon in einer Art Prolog in dem der Leser Grundlegendes für die Handlung über die Charaktere Hoskins und Lamb erfährt.
Der Schreibstil von Candice Fox ist sehr lebendig und fesselnd. Ihre Charaktere sind menschlich und keineswegs perfekt, wodurch sie glaubwürdig und authentisch wirken. Die Emotionen sind stets nachvollziehbar, egal ob es sich um Charlie und Lynette oder die verzweifelten Eltern Ryan und Elsie handelt.
Es ist unglaublich was sich hier alles in kürzester Zeit ereignet. Die Story enthält unglaublich viele Wendungen und ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, so dass es mir unmöglich war das Buch aus der Hand zu legen.
Dieser Thriller steckt voller Action und ich hatte beim Lesen fast das Gefühl, dass mir die Luft wegbleibt.
Ich lese oft und gerne Thriller und dieser gehörte in diesem Jahr definitiv zu meinen Highlight. Von daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.
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Das erste, was mir zu diesem Thriller einfällt, ist: typisch Candice Fox. Wie immer schafft sie es, unkonventionelle Charaktere zu erschaffen, die einem beim Lesen sehr ans Herz wachsen. In ihrem neuesten Buch sind das der ehemalige Undercover-Cop Charlie Hoskins, der noch mit den Dämonen …
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Das erste, was mir zu diesem Thriller einfällt, ist: typisch Candice Fox. Wie immer schafft sie es, unkonventionelle Charaktere zu erschaffen, die einem beim Lesen sehr ans Herz wachsen. In ihrem neuesten Buch sind das der ehemalige Undercover-Cop Charlie Hoskins, der noch mit den Dämonen aus seinem letzten und unfreiwillig abgebrochenem Einsatz zu kämpfen hat und die frisch gebackene und sehr emotionale Polizistin Lynette Lamb, die direkt an ihrem ersten Arbeitstag gefeuert wird. Der Fall, in dem die beiden eher notgedrungen als begeistert zusammen arbeiten, hat es in sich: die Eltern der vor 2 Jahren verschwundenen Tilly dringen in das forensische Labor des LAPD ein, nehmen dort Geiseln und drohen damit, Stunde um Stunde wichtiges Beweismaterial zu zerstören, wenn die Suche nach ihrer Tochter nicht wieder aufgenommen wird.
Fox gelingt es, verschiedenen Erzählstränge hochspannend miteinander zu verbinden. Charlies Kampf auf Leben und Tod mit den Folgen seines letzten Undercover Einsatzes ist schon für sich eine spannende Story, interessante Nebencharaktere wie seine Schwester oder sein Kumpel Surge runden das Bild gut ab. Lynette fühlt sich zu unrecht behandelt, brennt mit Leib und Seele für den Polizeidienst und bildet mit ihren Emotionen, ihrer Hartnäckigkeit und ihrem manchmal an Naivität grenzendem Enthusiasmus einen extremen Gegenpol zu dem abgebrühten Cop. Dann die Ermittlungen rund um das Verschwinden der kleinen Tilly und die ungewöhnliche und spektakuläre Geschichte der Geiselnahme im Labor. Jede Story ist schon für sich ist spannend, miteinander verbunden lesen sie sich atemberaubend, abwechslungsreich und rasant bis zur letzten Seite.
Eine unbedingte Leseempfehlung für Fans von spannenden Thrillern und etwas schrägen Charakteren. Ich würde mich sehr freuen, von diesem außergewöhnlichen Ermittler-Duo weitere Fälle lesen zu können.
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Das Buch „ Stunde im Stunde“ von Candice Fox erzählt die Geschichte eines Ehepaars, das aus Verzweiflung und der Trauer um ihre Tochter Tilly in ein Labor eindringt und Geiseln nimmt.
Schon der Beginn des Buches hat mich in den Bann gezogen. Auch wenn viele Personen und …
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Das Buch „ Stunde im Stunde“ von Candice Fox erzählt die Geschichte eines Ehepaars, das aus Verzweiflung und der Trauer um ihre Tochter Tilly in ein Labor eindringt und Geiseln nimmt.
Schon der Beginn des Buches hat mich in den Bann gezogen. Auch wenn viele Personen und Charaktere vorgestellt werden, hat man nicht das Gefühl, dass man überfordert ist.
Ich finde den Schreibstil und Erzählstrang wirklich atemberaubend. Die Autorin Candice Fox schafft es, den Leser von Anfang an mitzunehmen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir auch besonders gut gefallen hat. Ich als Leser konnte die Eltern teilweise verstehen. Natürlich kann man es nicht gutheißen beziehungsweise verstehen, wie sie handeln. Dennoch konnte ich nachvollziehen, dass sie sehr verzweifelt sind und sie sich nur wünschen, ihre Tochter in den Armen halten zu dürfen. Das Buch war bis zum Ende total fesselnd.
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Willkommen in Narnia
"Lamb und Hoss. Aufgepasst, Leute! Das Duo Infernale ist da!"
Ein extrem ungleiches Ermittlerpaar: der als Undercover-Polizist aufgeflogene Charlie "Hoss" Hoskins und die junge Polizeibeamtin Lynette Lamb, die an ihrem ersten Arbeitstag direkt entlassen …
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Willkommen in Narnia
"Lamb und Hoss. Aufgepasst, Leute! Das Duo Infernale ist da!"
Ein extrem ungleiches Ermittlerpaar: der als Undercover-Polizist aufgeflogene Charlie "Hoss" Hoskins und die junge Polizeibeamtin Lynette Lamb, die an ihrem ersten Arbeitstag direkt entlassen wird, müssen sich zusammenfinden und gemeinsam einen cold case lösen.
Bestimmt gewollt, dennoch für mich gewöhnungsbedürftig: die Sprache kommt zeitweilig recht ruppig und eine Spur zu lässig amerikanisch daher, einige Charaktere wirken dadurch sehr egozentrisch und geben sich eine Spur zu arrogant im Umgang mit anderen Personen. Das entspricht so gar nicht meinem persönlichen Geschmack.
Mit Ausnahme von L. Lamb bleiben leider alle weiteren Protagonisten in ihrer Darstellung weitestgehend flach, ohne Tiefgang, eine Identifikation mit ihnen fällt schwer.
Die Geschichte an sich ist interessant und von Candice Fox mit einer gewissen Spannung erzählt. Von einem Thriller erwarte ich allerdings ein etwas höheres Spannungsniveau und die ein oder andere überraschende und/oder schockierende Storywendung.
Erst unmittelbar vor dem furiosen Finale nimmt die Erzählung dann doch noch richtig Fahrt auf.
"Stunde um Stunde" ist ein durchweg routiniert geschriebener spannender Kriminalroman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte. Nicht weniger, aber auch nicht wirklich mehr.
Für weitere, potentielle Serienteile bleibt noch etwas Luft nach oben.
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Der neue Thriller "Stunde um Stunde" von Candice Fox ist mal wieder ein mitreißendes Buch voller Spannung.
Gerade frisch von der Akademie, wird Lynette Lamb direkt am ersten Tag gefeuert. Sie hat unbewusst dafür gesorgt, dass ein Undercover Detective enttarnt und fast …
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Der neue Thriller "Stunde um Stunde" von Candice Fox ist mal wieder ein mitreißendes Buch voller Spannung.
Gerade frisch von der Akademie, wird Lynette Lamb direkt am ersten Tag gefeuert. Sie hat unbewusst dafür gesorgt, dass ein Undercover Detective enttarnt und fast ermordet wurde.
Nun hat sie keine andere Wahl als alles zu tun um sich ihren Job wieder zu verdienen. Der Detective und sie machen sich daran einen wichtigen Fall zu lösen.
Vor 2 Jahren verschwand ein kleines Mädchen spurlos und ihre Eltern haben nun ein Labor in ihrer Gewalt und drohen damit wichtige Beweise zu zerstören.
Mit jeder verstrichenen Stunde vernichten die beiden Beweise.
Der Schreibstil hat mir persönlich sehr gut gefallen. Zu Beginn wurden die einzelnen Protagonisten vorgestellt. Dem konnte man aber gut folgen und die einzelnen Sprünge zwischen den Personen war spannungsaufbauend und keinesfalls verwirrend.
Ich finde es ist mal wieder ein spannender und stimmiger Thriller von Candice Fox, sehr zu empfehlen.
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Packender und wendungsreìcher Thriller um eine Verzweiflungstat mit dramatischen Folgen
Mit diesem Buch legt die australische Autorin Candice Fox einen packenden und atmosphärisch dichten Thriller vor, der mich ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte. …
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Packender und wendungsreìcher Thriller um eine Verzweiflungstat mit dramatischen Folgen
Mit diesem Buch legt die australische Autorin Candice Fox einen packenden und atmosphärisch dichten Thriller vor, der mich ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.
Aus purer Verzweiflung dringen die Eltern der jungen Tilly Delaney in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden von Los Angeles ein und nehmen dort Geiseln. Ihre Forderung: Findet endlich unsere Tochter, die seit zwei Jahren spurlos verschwunden ist, oder wir vernichten Stunde um Stunde ein wichtiges Beweismittel für ungelöste Gewaltverbrechen. Doch die Polizei geht davon aus, dass das Mädchen bei einem Schwimmunfall ums Leben gekommen und im Meer verschwunden ist. Daher ist der Fall längst zu den Akten gelegt worden und soll auch nicht wieder aufgerollt werden, um kein falsches Zeichen zu setzen. Detective Charles Hoskins war fünf Jahre undercover in einer brutalen Motorradgang eingeschleust, er ist gerade erst aufgeflogen und knapp mit dem Leben davongekommen. Alle Beweise, die er in dieser Zeit gesammelt hat, lagern in dem Labor und drohen nun, vernichtet zu werden. Um sie zu retten macht er sich eigenmächtig auf die Suche nach dem Mädchen. An seine Fersen heftet sich mit Lynette Lamb ausgerechnet die vom Dienst suspendierte Polizistin, die einen gehörigen Anteil am Scheitern seiner Mission trägt und sich nun unbedingt rehabilitieren will. Und auch die Motorradgang hat längst die Jagd auf ihn eröffnet.
Mit einem packenden Schreibstil, der das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen lässt, und vielen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und sorgt durch ständige Perspektivwechsel für ein hohes Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Dabei bietet sie mehrere Erzählstränge auf, die immer mehr ineinandergreifen und nach und nach das erschreckende Bild hinter der Geschichte enthüllen. Das Geschehen pendelt permanent zwischen der Geiselnahme im Labor, dem Polizeistab, der die Lage unter Kontrolle bekommen möchte, und den beiden ungleichen Ermittlern, denen immer mehr die Zeit davonläuft, hin und her. Getragen wird die komplexe Geschichte durch ein gut gezeichnetes und vielschichtig angelegtes Figurenensemble in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, das sich hervorragend ergänzt. Wie es sich für einen echten Thriller gehört, gibt es am Ende einen krachenden Showdown mit einer verblüffenden Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt.
Ein weiterer Thriller der Extraklasse, der sich schnell zu einem echten Pageturner entwickelt und den man nicht mehr beiseitelegen kann, bis man endlich weiß, wie die Geschichte ausgeht.
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Ganz starker Thriller
Zwei Jahre ist es her, dass die damals 5jährige Tilly Delaney verschwand. Ein Fall, zu dem die Polizei von LA die Ermittlungen längst eingestellt hat. Viel zu früh, so die Meinung der Eltern die auf eine Weitersuche nach Tilly drängen. Um ihrer Forderung …
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Ganz starker Thriller
Zwei Jahre ist es her, dass die damals 5jährige Tilly Delaney verschwand. Ein Fall, zu dem die Polizei von LA die Ermittlungen längst eingestellt hat. Viel zu früh, so die Meinung der Eltern die auf eine Weitersuche nach Tilly drängen. Um ihrer Forderung noch mehr Nachdruck zu verleihen, dringen sie in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörde ein und drohen damit jede Stunde eine Beweisprobe von anderen ungeklärten Fällen zu vernichten.
Detective Charlie „Hoss“ Hoskins war fünf Jahre lang undercover in einer brutalen Bikergruppe tätig. Nun ist er aufgeflogen. Auch seine gesammelten Proben befinden sich in dem Labor. Entgegen den Anweisungen seiner Chefin Saskia „Sass“ Ferboden macht er sich daran Tilly zu finden. Mit dabei ist Lynette Lamb, eine junge Polizeibeamtin, die noch vor ihrem ersten Einsatz gefeuert wurde. Weil sie ihre einzige Chance wieder in den Polizeidienst zu kommen darin sieht, gemeinsam mit Charlie Tilly zu finden, weicht sie ihm nicht mehr von der Seite.
Candice Fox hat hier einen extrem spannenden Thriller geschrieben, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Zu Beginn lernt man zunächst Charlie und Lynette kennen. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein und so ergeben sich nicht nur spritzige Dialoge, sondern auch krasse Situationen, die manchmal tragikomisch sind. Unterstützung erhalten die beiden von Charlies altem Kumpel Surge, der seine eigenen speziellen Methoden hat um die Ermittlungen voranzutreiben. Alles ziemlich krasse Figuren mit vielen Ecken und Kanten und dennoch schafft es die Autorin sie absolut authentisch erscheinen zu lassen.
Erzählt wird wechselweise von der aufregenden Suche nach Tilly und von den Vorgängen im Labor. Dabei wird die Entwicklung der Ereignisse wird mit der Zeit immer rasanter und gewinnt enorm an Tempo. Man kann es kaum fassen was man gerade gelesen hat und schon gibt es eine Wendung und der Höllenritt geht in eine völlig andere Richtung. Zudem hält die Autorin so manche Überraschung bereit.
Am meisten konnte mich die Entwicklung von Lynette Lamb begeistern. Er war wirklich spannend mitzuerleben wie sich die Heulsuse zur taffen Ermittlerin mausert. Dadurch ist ein richtig gutes Ermittler-Duo entstanden, das ich liebend gerne noch bei weiteren Fällen begleiten möchte. Candice Fox kenne ich seit ihrer Hades-Trilogie, die schon sehr gut war. Danach folgte die Crimson-Lake-Reihe, die sogar noch besser war. Doch „Stunde um Stunde“ ist einfach ein spannender und rasanter Thriller, der seine Vorgänger in den Schatten stellt.
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Atemlose Hatz nach der Wahrheit
"Stunde um Stunde" von Candice Fox ist ein Thriller, den ich, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Ryan und Elsie Delaney, die Eltern, der vor zwei Jahren verschwundenen Tilly, dringen in das forensische Labor der …
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Atemlose Hatz nach der Wahrheit
"Stunde um Stunde" von Candice Fox ist ein Thriller, den ich, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Ryan und Elsie Delaney, die Eltern, der vor zwei Jahren verschwundenen Tilly, dringen in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden ein und nehmen sozusagen die dort gelagerten Proben und Beweise als Geiseln.
Sie fordern die Polizei auf, den Vorfall um Tilly zu klären und ihre Tochter zu finden, ansonsten vernichten sie Stunde um Stunde einen weiteren der unwiederbringlichen Beweise.
Sollten die Beweise vernichtet werde, könnten Mörder, Vergewaltiger und Serientäter freigesprochen werden und entkommen. Dazu sollte es auf keinen Fall kommen.
Hoskins war seit Jahren undercover und hätte die Beweise, die dort lagern, fast mit seinem Leben bezahlt, Lamb ist noch gar nicht im Job angekommen und muss sich beweisen. Diese beiden tun sich zusammen, um den alten Fall zu klären.
Das Buch beginnt mit einem hohen Tempo und behält es auch bei. In den kurzen Kapiteln werden die Schauplätze und Beteiligten nacheinander durchgespielt. An allen Schauplätzen brennt es sozusagen und man möchte unbedingt erfahren, wie es weitergeht.
Die Handlung ist sehr spannend und rasant geschrieben, in die Tiefe geht es bei den meisten Beteiligten nicht, dafür ist das Erzähltempo zu hoch. Man erlebt dieses Ultimatum mit der Zeit fast mit.
Menschlich werden wir mit einzelnen Polizisten und auch den Entführern bekannt gemacht, die man auf gewisse Weise auch verstehen kann, sie fühlten sich übergangen mit dem Verlust ihrer Tochter. Jetzt sind sie dabei viel Leid über andere zu bringen. Das ist gut in Szene gesetzt.
Wer einen Thriller lesen möchte, der rasant und spannend, mit einem hohen Tempo von Anfang bis Ende punktet, der liegt mit diesem Buch genau richig.
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Mit jedem Thriller schafft es Candice Fox immer wieder aufs Neue, kuriose Geschichten mit skurrilen Figuren und verrückten Einfällen zu paaren. So auch in diesem spannenden und einfallsreichen Krimi um ein Ehepaar, dass ein Labor besetzt, um die Polizei zur Suche nach ihrer Tochter zu …
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Mit jedem Thriller schafft es Candice Fox immer wieder aufs Neue, kuriose Geschichten mit skurrilen Figuren und verrückten Einfällen zu paaren. So auch in diesem spannenden und einfallsreichen Krimi um ein Ehepaar, dass ein Labor besetzt, um die Polizei zur Suche nach ihrer Tochter zu zwingen. Ein unfreiwilliges Duo aus einem verdeckten Ermittler und einer Polizeianfängerin mit schlechtem Start macht sich auf die Spur des verschwundenen Mädchens. Klingt abgedreht, aber so sind die Bücher von Candice Fox nun mal. Und die Menge an Auszeichnungen zeigt, dass sie mit ihrer Art zu schreiben einen Nerv trifft. Von der ersten bis zur letzten Seite fesselt die Autorin ihre Leserschaft, und auch wenn die Geschichte verrückt klingt, wirkt sie trotzdem glaubhaft. Der Leser fiebert mit, weiß nicht so recht, wem er seine Sympathie schenken soll. Fox schafft es, ein perfektes Grau zu malen, Gut und Böse geben sich die Hand. Wendungen und neue Hinweise halten den Spannungsbogen aufrecht, führen den Leser hinters Licht oder lassen ihn gemeinsam mit den Hauptfiguren der Wahrheit nachjagen. Wer auf außergewöhnliche Krimis steht, ist hier gut bedient. Kein Cosy-Crime, trotzdem mit einer Prise schelmischem Humor gespickt, ist dass ein kurzweiliger Thriller der ausgefallenen Art.
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Der lebendige, unterhaltsame Schreibstil, mit viel schrägem Humor hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen!
Die tragisch komische Thrillerhandlung ist absolut fesselnd, da aus drei, sich abwechselnden, Perspektiven erzählt wird:
Ein Ehepaar dringt in ein forensisches Labor …
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Der lebendige, unterhaltsame Schreibstil, mit viel schrägem Humor hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen!
Die tragisch komische Thrillerhandlung ist absolut fesselnd, da aus drei, sich abwechselnden, Perspektiven erzählt wird:
Ein Ehepaar dringt in ein forensisches Labor der Strafverfolgungsbehörde von LA ein, wo es drei Geiseln festhält, und die Polizei erpresst. Das Verschwinden ihrer 5-jährigen Tochter wurde nachlässig ermittelt und als Unfalltod durch Ertrinken abgetan, obwohl es keine Leiche gab. Nun kündigen sie an, Beweise zu vernichten, bis sie klare Antworten erhalten.
Die Polizeichefin Saskia ist mit einem SWAT-Team vor dem Labor und versucht die Lage einzuschätzen: Soll sie das Labor stürmen lassen, das Leben der Geiseln riskieren, aber die Beweise retten, oder das Wohlergehen der Geiseln priorisieren? Die erpresserischen Eltern und die Geiseln sind jedoch unberechenbar, sodass die Situation immer mehr außer Kontrolle gerät...
Lynette und Charlie tun sich gezwungenermaßen zusammen. Sie kommt frisch von der Polizeiakademie, wurde jedoch an ihrem ersten Arbeitstag gefeuert – wegen Charlie. Er hat einen verpatzen Undercover-Einsatz, der gewaltsam endete, hinter sich - wegen Lynette. Beide wollen den Eltern Antworten liefern bzw. den Fall für das LAPD lösen: Sie, in der Hoffnung dann wieder für die Polizei arbeiten zu dürfen. Er, um die zusammengetragenen Beweise seines Undercover-Einsatzes nicht zu verlieren, schließlich ist er fünf Jahre durch die Hölle gegangen und wäre fast zu Tode geprügelt worden.
Die einfallsreiche Handlung geht rasant, ereignisreich, skurril, aber auch derb sowie brutal von statten. Besonders die Zusammenarbeit zwischen der idealistischen Lynette und dem 20 Jahre älteren, zynischen, traumatisierten Charlie sprüht nur so vor amüsanten Auseinandersetzungen sowie schwarzem Humor!
Obwohl ich ein paar kleinere Handlungselemente nicht ganz plausibel fand, hat mich das Buch insgesamt begeistert. Die Charaktere sind ausgefallen und überzeugend gleichzeitig, außerdem konnte ich ihre widerstreitenden Motive nachvollziehen – alle sind verzweifelt, verfolgen eigene Ziele und verlieren auch mal die Nerven...
Zum Ende hin wird gibt es viele Wendungen, die bis zum letzten Kapitel für verblüffende Überraschungen sorgen!
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